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verbaler rassismus und linguistische injurien...

Bevor die sommerliche Inaktivität des Eisbären ihren Höhepunkt erreicht, meldet er sich doch noch einmal zu Wort. Nach seiner Vorschau auf die Fußball WM in Südafrika, hat er sich lange Zeit innerlich gewehrt, diese erneut zu thematisieren, letztlich haben ihn aber viele kleine Nadelstiche aus seiner Lethargie erwachen lassen. Inhaltliche Bezugspunkte zu diesem Eintrag finden sich schon im allerersten Eintrag auf eisbaerhelmut.blogspot.com – der Eisbär ist mittlerweile schon über 3 Jahre alt und hat offenbar auf das Zelebrieren seines Geburtstags vergessen. Für Zuwendungen materieller oder immaterieller Natur ist er natürlich jederzeit zu haben. 

Vorurteile, dumpfe Klischees, Ressentiments und rassistische Aussagen gegenüber Menschen, Nationen und Kulturen sind also nicht zum ersten Mal Thema in diesem Blog. Siehe auch hier...http://eisbaerhelmut.blogspot.com/2008/01/winters-tale.html oder hier...

Während der Fußball Weltmeisterschaft haben diese wie erwartet und befürchtet wieder Hochkonjunktur. Begonnen hat es schon mit der Entscheidung diese WM in Südafrika auszutragen. Südafrika? „Das ist ja gefährlich, Fußballer und Fans werden dort ermordet, wie sollen die Afrikaner das denn schaffen?“ Aussagen, die in den letzten Jahren und Monaten vielfach zu hören waren bzw. sinngemäß in diversen Medien kommunziert wurden. 

Ein tragischer Zwischenfall zu Beginn des Afrika Cups in Angola im Jänner hat diese negativierenden und ignoranten Stimmen sogar noch verstärkt. Völlig zu Unrecht und die mangelnde Intelligenz dieser Individuen demaskierend. Oder haben diese vor der Euro 08 auch einen kausalen Zusammenhang zu Aktionen der ETA in Madrid oder Straßenschlachten in Paris hergestellt und ein entsprechend erschreckendes Szenario gezeichnet? Die Wahrheit ist bekanntlich eine Tochter der Zeit…Auch die WM in Südafrika läuft weitgehend problemos, gröbere Zwischenfälle sind ausgeblieben, das Land vielleicht doch nicht überfordert. Ignoranten, was nun? Die können sich immer noch über die skandalösen Geräusche der Vuvzuleas echauffieren. Wirklich unfassbar, diese Instrumente, wie kann man nur und überhaupt bin dich dafür alle Blasmusikkappellen in Österreich gleich mit zu verbieten. 

„This is not deepest, darkest Africa” – das sind die Worte die der Eisbär vor Jahren von seinen südafrikanischen Arbeitgebern vor seinem Praktikumsbeginn in Cape Town gehört hatte. Vielleicht wissen jetzt zumindest einige der Fußballfans auch, dass die Republik am Kap ein wunderbares Land ist, das problemlos ohne Bodyguard bereist werden kann. Mehr dazu auch beim empfehlenswerten Kollegen Blumenau. Zurück zur eigentlichen Thematik – dem Alltagsrassismus, der im Zuge einer solchen WM so bedenklich ostentativ zum Vorschein tritt. 

Besuchen Sie ein Public Viewing und werden Sie selbst Zeuge davon. Beim ersten Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaften ist vielen offensichtlich nicht besonders fußballaffinen Experten der Name Mesut Özil erstmals aufgefallen (seit Jahren Stammspieler in der Deutschen Bundesliga). Was hat der geübte Österreicher alias Herr Wessely dazu zu sagen? „Der Özil ist aber kein echter Deutscher.“ Echter Deutscher? Wie Adolf, Hermann und Heinrich? „Da spielen aber viele Ausländer bei den Deutschen.“ Vielleicht ein Ariernachweis für Fußballer gefällig? Ein Intelligenznachweis für jeden Wahlberechtigten wäre wohl vernünftiger. Wahrscheinlich sind „die ganzen Ausländer“ schuld, dass Deutschland sich als eine der spielstärksten Mannschaften der WM präsentiert. Apropos Deutschland: Die für ihre Kreativität geschätzten Kollgen von derstandard.at wollten nach dem 4:0 Sieg von Deutschland über Argentinien besonders humoristisch sein und zauberten folgende Überschrift aus dem politisch inkorrekten Hut: „Deutschland über allen“. Da war doch was, oder? Das zum Beispiel...Intelligenznachweis für Journalisten gefällig? 

Einer der „Fans“ beim Public Viewing hält im zweiten Halbfinale übrigens der deutschen Mannschaft die Daumen. An sich natürlich überhaupt nichts verwerflich, der banale Grund erscheint hingegen wieder ein wenig fragwürdig: „Die Spanier sind mir zu dunkel.“ Apropos dunkel...Wussten Sie schon, dass im Viertelfinale „alle Neger ausgeschieden sind“? Die sind nämlich „zu undiszipliniert“, „können nicht Elfer schießen“, kommen „aus dem Dschungel“ und wer braucht die „Ghanaten“ eigentlich überhaupt? 

Das persönliche ‚Highlight’ des Eisbären in den letzten Wochen hat zwar nicht mit der WM, aber trotzdem mit Fußball zu tun. Kürzlich schnürte sich der Helmut selbst wieder einmal die Fußballschuhe, um an einem kleinen Hobbyturnier im kärntnerischen Micheldorf im Bezirk St. Veit teilzunehmen. Ein leicht illuminierter Moderator = Platzsprecher = debiler Zeitgenosse führte durch das Programm des ‚Nachtturniers’. Informationen über den Spielplan, Einteilung, Partyalarm etc. wollte er offenbar noch mit einem besonderen ‚Gag’ untermalen. Zitat: „Wir werden dann die Flutlichtanlage einschalten, die leuchtet aber nicht mehr so besonders, die hat damals noch der Hitler gebaut.“ Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der mit Entertainer-Qualitäten gesegnete Mann noch ein kleines ‚Danke, Adolf’ hinzufügen wollte. Gehört habe ich es nicht, aber in seinen Augen gesehen...Traurig, aber wahr.

Kommentare

Se Mobeila CEO hat gesagt…
Happy Birthday Eisbaer Helmut!