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die verwinklerten dörfler kärntens...

Im Jänner  2009 hatte sich die Allgemeinheit zu Recht über einen „Negerwitz“ von Landeshauptmann Gerhard Dörfler echauffiert. Im Beisein von Schlagerikone Roberto Blanco, hat er sich zu einem Kalauer der Extraklasse aufgeschwungen…

Eine "Negermama" und eine weiße Mutter sitzen im Zug von Klagenfurt nach Wien und stillen ihre Babies. Das weiße Baby hört plötzlich auf zu trinken, zeigt auf das Negerbaby und sagt: 'Mama, ich möchte auch Kakao."

Die politische Inkorrektheit ist aber offenbar Teil der von Dörfler so gern zitierten „Kärntner Seele“. Einer der vom LH weltanschaulich, politisch und gesellschaftlich so weit entfernt ist, wie Austria Kärnten vom Klassenerhalt in der Fußballbundesliga, soll hier als Beispiel dienen. Der Kärntner Schriftsteller, Kinoleinwandgeher und Büchner-Preisträger Josef Winkler. Der Josef Winkler, der zwischendurch mit kontroversiellen, aber durchaus notwendigen Ausführungen über Kärnten, die Scherben der Erben, die Asche des verstorbenen Säulenheiligen etc. für Aufsehen sorgt?

Folgende Zeilen sind mir kürzlich bei der Lektüre von „Menschenkind“ (das aufsehenerregende Erstlingswerk Winklers aus dem Jahr 1979) aufgefallen: „Der Negerjunge aß kannibalisch meinen wie eine Wasserfontäne hochgehenden, wieder stockenden, wieder fontäneartig ausströmenden Samen.“ Keinesfalls werde ich die intellektuelle Leistungsfähigkeit Dörflers mit der von Josef Winkler vergleichen, da muss sich unser Bankkaufmann doch hinten anstellen.

Einige Fragen stellen sich jedoch – ist „Negerjunge“ weniger rassistisch als „Negermama“? Sind beide Bezeichnungen nicht rassistisch? Ist beides rassistisch und zählt nur der Kontext, in dem die Bezeichnungen vorkommen? Versteckt sich einer hinter künstlerischer Freiheit und bewusster Provokation und der andere hinter biederer Einfältigkeit und Engstirnigkeit? Oder ist beides Alltagsrassismus, wie er in unserer abgestumpften Gesellschaft omnipräsent ist? Der Eisbär wird das Lesen des Winklersche Werks trotzdem prolongieren, obwohl es wohl noch Wochen oder Monate in Anspruch nehmen wird um es zu finalisieren. Eine kurze Sud-Rezension über die „Das wilde Kärnten“ Trilogie gibt es gleich hier...

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