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Rechts richt' euch...

Der Rechts-Staat ist nicht in Gefahr nach den Nationalratswahlen in Österreich. Das Ergebnis ist summa summarum wenig überraschend, vielleicht abgesehen von dem sich abzeichnenden Rückfall der Grünen auf Platz 5, der jedoch mit den Stimmen der Wahlkartenwähler noch verhindert werden könnte. Die österreichischen Tageszeitungen sind vor diesem Ergebnis aber offensichtlich erstarrt wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange oder wurden einfach Opfer ihrer Ideenlosigkeit. Außer ‚Rechtsruck, radikaler Rechtsruck, Rechtsruck – was nun?, Rechte gewinnen stark dazu’ war da nicht viel zu lesen.

Am weitesten aus dem Fenster gelehnt hat sich das Nachrichtenmagazin Profil mit der Headline ‚Sieg…!’, gut gemeint und mutig, letztlich ist man damit aber wohl aus dem Fenster gefallen. Die Schlagzeile könnte auch als Verharmlosung des Nationalsozialismus ausgelegt werden, aber das ist in der Alpenrepublik ohnehin Usus. Nichtsdestoweniger hat das irgendwo zwischen konservativer Raiffeisen Familie und linker Reichshälfte angesiedelte Periodikum schon am Tag nach der Wahl ein beachtliches Kompendium auf den Markt gebracht. 40 Seiten in der Aktualität einer Tageszeitung, angereichert mit teils empfehlenswerten Reportagen, Hintergrundberichten und der gewohnte pointierten Nikowitz Satire.

Mittlerweile hat sich der deklarierte Wahlverlierer ÖVP seines unglücklichen Spitzenkandidatens und Obmanns entledigt und wie erwartet den Neffen des mächtigen niederösterreichischen Landesfürstens als Nachfolger inthronisiert. Inzwischen laufen natürlich die Verhandlungen über mögliche zukünftige Regierungskonstellationen, als wahrscheinlichste Variante gilt ein weiteres da capo der mittlerweile gar nicht mehr so großen Koalition. Mit den jetzt auf beiden Seiten neuen Protagonisten scheint die Unterstützung durch die inoffizielle Wahlkampfpostille des Werner Faymann jedenfalls gesichert.

Durchaus vorstellbar ist die insgesamt dritte Auflage einer Mitte-Rechts Koalition, bestehend aus der Partei mit dem größten Wählerschwund und den beiden sich selbst kopierenden Wahl(zu)gewinnern. Politisch Utopisten bringen auch schwarz-orange-grün, sowie eine boulevardgerecht Afghanistan Koalition (schwarz-rot-grün) genannte Variante ins Spiel. Eine Armenien Koalition (rot-blau-orange) klingt a priori nicht ganz so utopisch, würde die Nummer 1 im Staate aber wohl vor eine innerparteiliche Zerreißprobe stellen. Dass eine parlamentarische Zusammenarbeit jedoch ganz adäquat funktionieren würde, hat der bereits diskutierte Nationalratsbasar vor den Wahlen bewiesen. Um mit den Worten des in diesem Jahr verstorbenen Fred Sinowatz zu schließen – es ist alles sehr kompliziert…

PS: Die beste Wahlslogan war wohl dieser – Ich bin, wer ich bin. Wegen jedem von Ihnen. Zusammen sind wir mehr.
Wer die richtige Lösung weiß, bekommt ein Packerl Gummi(eis) bären…

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