Direkt zum Hauptbereich

Das Ende der gackernden Henne...

Der ehemalige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider war ein Mann, der Sprache und Worte als Mittel nutzte, um zu provozieren, polarisieren und Aufmerksamkeit zu erlangen. Die ungeschriebenen Gesetze der politischen Korrektheit zu durchbrechen, war dabei durchaus Usus und fallweise kalkuliert. Aussagen wie „wie einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann…“ oder „wenn einer Adamovich heißt, muss man schauen, ob er eine Aufenthaltsbewilligung hat…“ wurden ihm zum Teil von diversen Redenschreibern in den Mund gelegt. Die Stärke, pointierte Aussagen auch aus dem Stegreif zum Besten zu geben, unterschied ihn jedoch von vielen andern politischen Verantwortungsträgern im Land. An Taten waren diese Worte oft nicht zu messen. Was den Eisbären endlich zur eigentlichen Thematik seiner heutigen Ausführungen bringt…

Im Frühjahr 20007 hatte der Herr Doktor wieder einmal eine Vision – obwohl er selbst einst darauf hingewiesen hatte, dass Menschen mit Visionen zum Arzt gehören (Gerüchten zufolge soll er auch das ein oder andere Mal einen solchen aufgesucht hatte). Das neue Fußballstadion in Klagenfurt – ständig vom Hauch der Korruption umgeben – näherte sich der Fertigstellung und sollte entsprechend mit Leben gefüllt werden, auch nach der Europameisterschaft. Inprimis mit dem FC Kärnten, der sich damals im Niemandsland der zweithöchsten Spielklasse im österreichischen Fußball befand. Ein Aufstieg würde sich rechtzeitig zu Stadioneröffnung und EURO-Saison kaum mehr ausgehen.

Der LH zog demnach im Hintergrund die Fäden und forcierte Veränderungen. Angekündigt war die Bekanntgabe von essenziellen personellen und strukturellen Weichenstellungen für Mitte März 2007 (wenn ich mich recht entsinne, war es der 15. März). Passiert ist an jenem Tag nichts, der Eisbär hat – als damals taufrischer Radioreporter – zumindest den Landeshauptmann ans Telefon zu bekommen, um dessen Puppenspielertätigkeit im Kärntner Fußball kritisch zu hinterfragen. Kein neuer Trainer, keine neuen Spieler und auch kein neuer Präsident, lautete das enttäuschte Resümee meinerseits. Die Frage, ob ihm etwa wieder einmal die Zeit davon gelaufen sei, quittierte ‚il dottore’ mit einem jovialen „man sollte also nicht gackern, bevor das Ei gelegt wurde“.

Wenige Wochen darauf konnte die Henne, respektive der Kärntner Feudalfürst, gackern was das Zeug hielt, da es zu einem epochalen Ereignis kam, welches der Niederkunft eines Straußeneis glich. Der Landeshauptmann kauft – mithilfe von Hypo Finanzen und andern dubiosen Geldern – die Bundesliga-Spiellizenz des ASKÖ bzw. Superfund Pasching, übersiedelt den Großteil der Spieler nach Kärnten, ernennt einen Parteikollegen zum statthaltenden Präsidenten, nennt den Klub SK Austria Kärnten und lässt das Unheil seinen Lauf nehmen. Walter Schachner wird Trainer, holt noch die besten Spieler des FC Kärnten in den Kader und startet ambitioniert in die Saison. Der sportliche Erfolg bleibt aus, Walter Schachner kann mitsamt seiner roten Laterne bald wieder gehen, Frenkie Schinkels übernimmt, brilliert als Witzerzähler und Conferencier und schafft mit Müh und Not den Klassenerhalt. Die zweite Saison wird sportlich souverän absolviert, wirtschaftlich zeigen sich aber schon erste Probleme, Spielerverträge laufen aus und werden partiell aus finanziellen Gründen nicht verlängert, Gesprächstermine platzen gelassen, Schinkels wirkt als Sportdirektor überfordert, das Wort Kaderplanung ist inexistent, die Neuzugänge durchwegs ausrangierte Altstars.

An der Nebenfront wird der FC Kärnten schon in Saison 1 als Kooperationsklub allein gelassen – Hauptsponsor weg, beste Spieler weg. Dementsprechend misslingt der Start in die Meisterschaft, aber trotz aller Turbulenzen, zwischenzeitlich mehr als 10 Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz, Fanclubs die ohne Bedenken zu einem anderen Klub wechseln, zeigt die Mannschaft im Frühjahr sehenswerten Fußball und begeistert die wenigen treuen Zuschauer (inklusive Reporter für die Wettmafia…). Letztlich fehlt ein Punkt zum Klassenerhalt, wobei es zudem auch keine Lizenz gegeben hätte. Die folgende Saison in der Regionalliga wird mit einem 16-Mann Minikader in Angriff genommen, sportlich erneut stark aufgezeigt, wenig überraschend folgt dann aber doch irgendwann die Insolvenz und die Einstellung des Spielbetriebs. Über mögliche Unterstützung durch die öffentliche Hand wird ob offensichtlicher Ausweglosigkeit nicht einmal ernsthaft nachgedacht. Die hilflosen Todesschreie der autochthonen FC Kärnten Henne verhallen ungehört.

In der obersten Spielklasse gackert die Austria Kärnten Henne mehr schlecht als recht weiter, die Saison 2009/2010 entwickelt sich aus sportlicher Sicht von Beginn an zu einem fast unvergleichlichen Desaster. Franz Josef Schinkels wird als Sportdirektor entmachtet, wenig später als Trainer gefeuert, Spieler verkauft, noch viel weniger bundesligataugliche im Gegenzug geholt und der Klassenerhalt erwartungsgemäß deutlich verpasst.

Abseits des grünen Rasens spielt sich sogar eine schlimmere Seifenoper und Schmierenkomödie ab. Sponsoren sind Mangelware, der Vorstand – zusammengesetzt aus selbstverliebten, wenig kompetenten und überforderten Jörg Haider Fans – dezimiert sich zusehends. Hinzu kommen verbale Geplänkel und Diffamierungen zwischen Vertretern von Verein, Stadt und Land. Die Folge: ein weiterer Klub steht vor dem Konkurs, die Lizenz in weiter Ferne, der sportliche Restbestand ähnelt einem Torso.

Vor drei Jahren begann eine stolze Kärntner Fußballhenne laut und fröhlich zu gackern, jetzt delektiert sie sich nur noch an den Schalen ihrer eigenen Eier und droht daran zu ersticken, liegt am Sterbebett und atmet bereits den Hauch des Todes. Das Mitgefühl hält sich in Grenzen – wer mit genmanipulierten Hühnern experimentiert und einen Stall füllen will, wird von höheren Mächten mit Liebesentzug bestraft…

Kommentare