Direkt zum Hauptbereich

warten auf maria...

Aus der geplanten Veröffentlichung in einer Print Publikation wurde nichts - deshalb exklusives (und diesmal beinahe satirefreies) Lesematerial für eisbaerhelmut-Leser... 

Eine angekündigte Marienerscheinung hat am Samstagnachmittag Hunderte Gläubige und Schaulustige nach Bad St. Leonhard ins Kärntner Lavanttal gelockt. Dem selbst bestimmten italienischen Seher Salvatore Caputa erschien die Muttergottes, die meisten anderen haben vergeblich gewartet. 

Etwa 400 Schaulustige, streng gläubig oder einfach nur neugierig, bahnen sich den Weg zum Ort des Geschehens. Vorbei an der Pfarrkirche, durch einen Park, auf den Schlossberg mit den Überresten alter Wachttürme, einem eigens errichten Holzkreuz und einer Marienstatue. Nur einige Meter davon entfernt, eine Minigolfanlage, die heute nicht das Interesse der Ausflügler auf sich zieht. Das Publikum ist bunt gemischt, von Jugendlichen, die die vorhergesagte Erscheinung eher belächeln, bis zu älteren Gläubigen und auch Vertretern der Neuen Evangelischen Kirche. Etwas überraschend fehlen die zu erwartenden Verkaufsstände mit Rosenkränzen, Kerzen und heiligem Wasser. 

„Das muss man sich auf jeden Fall anschauen“, meint ein älterer Herr, „das ist im Sinne des katholischen Glaubens, hier erscheinen ja keine Außerirdischen.“ Keine Spur von Nervosität bei seiner Ehefrau: „Wir lassen uns einfach über überraschen, aber es wäre schön Maria zu sehen.“ Was sie zu Maria sagen würde? „Grüße dich, Maria. Schön, dass du gekommen bist!“ Eine halbe Stunde vor der angekündigten Erscheinung hat das Gros der Zuschauer - darunter zahlreiche Italiener - auf Holzbänken Platz genommen, um gemeinsam zu singen und den Rosenkranz zu beten. Dem „Seher“ Salvatore Caputa – ein ehemaliger Polizist – soll die Muttergottes schon seit 1986 regelmäßig erscheinen, die Illusion die heilbringende Maria zu treffen macht sich breit. 

Ein skurriles Bild – um 16.30 Uhr kniet sich Caputa schließlich vor die Marienstatue hin, betet, verfällt in einen Trancezustand und nimmt offenbar Kontakt zur Heiligen Maria auf. Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei, die meisten haben vergeblich auf eine Erscheinung der Muttergottes gewartet. „Alles nur Scharlatanerie“, „ich habe nichts gespürt“, „das sind nur seine Phantasien“, erzählen einige Teilnehmer. Der Sprecher, eine Geistlicher aus dem Burgenland, der auch die Messe zelebriert, erklärt hingegen: „Wir wollen dem Himmel danken, dass wir gewürdigt wurden, bei der Erscheinung der Mutter Gottes beiwohnen zu dürfen.“ Andere Teilnehmer berichten davon, Rosenduft wahrgenommen zu haben, auch von einer Begegnung ist die Rede. „Man spürt und hört nichts, man betet einfach“, flüstert eine etwa 40-Jährige Frau, die noch immer im Gebet versunken ist. Der 70 Jahre alte Mann neben ihr erzählt andächtig von Jesus, der ihm „schon viermal erschienen“ ist und seinem Leben in der „siebten Inkarnation“. 

Die Römisch-Katholische Kirche erkennt die vermeintlich seherischen Fähigkeiten Caputas nicht an. „Wir distanzieren uns von solchen Veranstaltungen“, erklärt Matthias Kapeller, Sprecher der Diözese Gurk, „hier werden Privatoffenbarungen verbreitet.“ Die Südtiroler Diözese Bozen-Brixen hatte eine angekündigte Erscheinung Caputas im Vorjahr sogar untersagt, in anderen Gemeinden wurde er mit Auftrittsverboten belegt. 

Der für Tourismus zuständige Stadtrat Dieter Dohr (BZÖ) zieht zufrieden Bilanz über den Auftritt des italienischen Sehers: „Gekostet hat uns die Veranstaltung fast nichts, der Werbewert für unsere kleine Stadt war aber enorm.“ Caputa prophezeit für Oktober wieder eine Marienerscheinung in Bad St. Leonhard, der Weg zu einem zweiten Lourdes ist aber wohl noch weit.

Kommentare