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† Seinetwegen.

Il Dottore, i.e. Landeshauptmann Dr. Jörg Haider, hat sich in der Nacht auf gestern in die ewigen Jagdgründe verabschiedet. Mit rasender Geschwindigkeit und mit ebenso erhöhter Risikobereitschaft war er jahrzehntelang in der österreichischen Innenpolitik unterwegs, ohne dabei sich selbst oder die politischen Gegner zu schonen. Das Ableben als Allegorie eines ganzen Lebens. Ein Mann, ambivalent wie ein Chamäleon, widersprüchlich in Worten und Taten, Menschenfreund und Hetzer, Volkstribun und Reformer, politischer Ausnahmekönner mit sozialer Ader und auf der Kehrseite des Januskopfes doch rechtsradikaler Provokateur.

In Kärnten hatte sich der Dottore eine politische Hausmacht aufgebaut, ein richtiggehender Personenkult hatte sich entwickelt. Landeshauptmann hier, Landeshauptmann da, ein omnipräsenter Strahlemann. Von Freunden und vielen Menschen glorifiziert als Vaterfigur mit Heiligenschein, berechtigt oder unberechtigt mit so vielen Hoffnungen verbunden. Seine Wandlung zum nicht mehr ganz so polarisierenden elder statesman jäh gestoppt. Kärnten ohne ihn, wohl auch für die politischen Gegner kaum vorstellbar. Zurück bleibt ein Machtvakuum, das kaum zu füllen sein wird, auch weil seine Mitstreiter in sozialer und intellektueller Größe um Welten zurückliegen. Der Mythos wird bleiben, eine zwiespältige Bilanz seines politischen Wirkens wohl in angemessener Zeit folgen.
Rest in peace, Dottore…

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