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der karawankenbär steppt...

…und lacht sich während seiner mehr oder minder professionellen Performance wohl über die Vorgänge in der Kärntner SPÖ schief. Eine Partei, die jahrzehntelang die bestimmende politische Kraft in diesem Bundesland war. Die nach dem 2. Weltkrieg zahlreiche braune Flecken, in Form von teils hochrangigen, ehemaligen NSDAP Mitgliedern, in Kauf genommen hatte, um den Wiederaufbau im Land zu forcieren und im Wettbewerb mit den politischen Konkurrenten zu reüssieren - der Lohn war eine über Jahrzehnte anhaltende absolute Mehrheit. Eine Partei, die mit ihrer Politik ein Parade-Exempel an Parteibuchwirtschaft statuiert hat, welches oft zurecht hart kritisiert, von den nachfolgenden Verantwortungsträgern im Lande a posteriori aber noch problemlos übertroffen wurde. Nepotismus reimt sich auf Haiderismus. Aus rot mach blau, mach orange, mach pink, mach braun....
 

Nach dem Abdanken ihres Übervaters und langjährigen Landeshauptmannes Leopold Wagner im Jahr 1988 wirkt die SPÖ in Agonie erstatt. Im Marketing wird für die Entwicklung und Bewertung von Produkten ein Produktlebenszyklus gezeichnet, der vereinfacht dargestellt wie folgt aussieht: Einführung – Wachstum – Reife - Sättigung – Degeneration. Betrachtet man die Kärntner SPÖ, so ist die „Einführung“ nach dem 2. Weltkrieg wirklich gut gelungen, die Phase des Wachstums ist ebenfalls sehr schnell und beachtlich vor sich gegangen. Danach die lange Phase der Reife und Sättigung, mit absoluten Mehrheiten und Ferdinand Wedenig, Hans Sima und Leopold Wagner als Landeshauptmänner. 

Jeder, der mit Produktentwicklung und Marketing zu tun hat, weiß dass nach der Sättigungsphase irgendwann eine Degeneration/ein Rückgang eintreten wird. Mit einem optimalen Produkt lässt sich die Phase der Reife und Sättigung sehr lange halten, nichtsdestotrotz gilt es spätestens zu diesem Zeitpunkt über innovative Modifikationen an dem Produkt nachzudenken, oder überhaupt ein neues Produkt zu kreieren um kompetitiv zu bleiben. Die Mitbewerber zu beobachten ist dabei von essenzieller Bedeutung. Auf all diese Maßnahmen hat die Partei in der Sättigungsphase aber offenbar vergessen, was sich nach dem Rücktritt von Wagner deutlich zeigt. 

Keine klare Positionierung für den Nachfolger. Dieser Nachfolger musste eine Politik verteidigen, die in den Jahren zuvor nicht modifiziert und an die sich verändernden gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen angepasst wurde. Die eigene Stärke Themen vorzugeben und Konzepte zu entwickeln startete einen ständigen Nivellierungsprozess nach unten. Gleichzeitig gelang es dem politischen Gegner ihr „Jahrhunderttalent“ als Alphatier und neuen Heilsbringer zu positionieren. Was folgte waren zahlreiche Wechsel in der Obmannposition, unzählige Diskussionen über die politischen Inhalte, aber wenig für die Menschen Erkennbares. 

Der beinahe einzige personelle Hoffnungsschimmer der letzten Jahre, Gaby Schaunig, hätte die soziale Kompetenz und intellektuellen Fähigkeiten gehabt, dieses traurige Bild zu ändern. Allein, vor allem angesichts der Entwicklungen in den Monaten und Jahren nach ihrem Rücktritt aus Gründen der persönlichen Hygiene, sie ist zu früh in Resignation verfallen und hat aufgegeben. Ihr Nachfolger hatte die dankbare Aufgabe sich die schlimmste Wahlniederlage der Geschichte einzufangen, aber mangels Alternativen trotzdem weiterzumachen. Mit Verspätung ist dieser Rückzug Monate später doch ausgelöst worden, um den Weg für eine Neuorientierung, eine Erneuerung freizumachen. 

Was folgte war jedoch nicht eine breite inhaltliche Diskussion und die Suche nach einer respektierten Persönlichkeit, sondern eine erbärmliche Provinzposse, die sich die kühnsten Pessimisten nicht schlimmer hätten erträumen können. Der Königsmacher steigt in den Ring um noch vor dem Kampf (ob eines illumnierten Zustandens?) wieder das Handtuch zu werfen. Jetzt gibt es plötzlich drei Kandidaten für die Obmannposition. Drei Kandidaten, die alle jenseits der 50 sind, über jahrelange politische Erfahrung verfügen, die jedoch das der Dilemma der Partei prolongieren werden. Was fehlt ist der Draht zur Bevölkerung, das persönliche Charisma und der Kampfgeist, um die sozialdemokratische Sumpflandschaft zu verlassen. Das Produktlebenszyklus-Modell wird durch die Nachlauf oder End-of-Life Phase komplettiert, dabei geht es um Entsorgung von Alt-Produkten respektive Desinvestition von Betriebsmitteln. Hört sich irgendwie sehr nach Kärntner SPÖ an. Möge zumindest der Karawankenbär bis an sein Lebensende fröhlich weitersteppen.

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