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dil(d)lo hat euch lieb...

Sehr geehrter Herr Dr. Berlin,

ich muss Ihnen ein Geständnis machen! Auch wenn es noch so schwer fällt, die Wahrheit muss einfach ans Licht kommen. Ich habe gesündigt und bereue es zutiefst. Nein, ich war nicht Teil Ihrer dubiosen Hypo-Geschäfte.
Ich habe mich gestern unerlaubter Weise auf Ihr Territorium begeben und bin mit dem Mountainbike auf den Ulrichsberg gefahren! Dabei habe ich nur die deutlich sichtbaren Verbotshinweise für Radfahrer missachtet, sondern auch gefühlte 17-mal meine Speichelflüssigkeit am Wegesrand hinterlassen. Tiere respektive Wanderer (die bekanntlich auch nicht mehr unbedingt erwünscht sind) kamen durch die von mir zu verantwortenden Gesetzeswidrigkeiten nicht zu Schaden.

Sie werden sich vielleicht konsterniert die Frage stellen, wie es möglich war, dass ein Eisbär das Mountainbiken erlernte. Berechtigter Einwand, jedoch – Sie dürften ohnehin am besten wissen, dass in dieser irrationalen Gesellschaft immer wieder solche Phänomen und nicht nachvollziehbare Ereignisse auftreten. Die Metamorphose vom semi-erfolgreichen und  pseudo-adeligen Finanzjongleur    zum Vorstandschef einer vermeintlich „systemrelevanten“ Bank zu vollziehen, kommt einem Rad fahrenden Eisbären schon recht nahe. Oder?

„Vermögen brauchen Wurzeln“, schreiben Sie in einer eigenartigen Grundsatzerklärung. Deshalb die vielen Wurzeln auf dem Weg Richtung Ulrichsberg-Gipfel, oder doch nur um notorische Gesetzesbrecher zu Fall zu bringen? Bei mir sind Sie gescheitert – „Verdammt, ich lebe noch“, kann ich da nur sagen. Mir ist übrigens zu Ohren gekommen, dass Sie immer wieder talentierte PR-Berater suchen. Ich könnte Ihnen meine Dienste anbieten, das wäre finanziell durchaus lukrativ für Sie. Ich beherrsche die deutsche Sprache und kann so tun als ob ich wüsste, worüber ich schreibe/rede. Der vorliegende Text klingt doch gut, oder?

„Er genießt hohe persönliche und fachliche Anerkennung in führenden Kreisen der Wirtschaft, Industrie sowie privater Adressen.“ Das liest man auf der Website einer Ihrer (Schein)Firmen. Hätte ich auch hinbekommen, würde aber folgende Variante präferieren: „Er genießt extraordinäre intrapersonelle und branchenspezifische Reputation in elitären Sphären von Ökonomie, Erzeugung sowie nepotistischen Adressen.“ Sensationell, finden Sie nicht auch? Der Eisbär als Meister der hohen linguistischen Schule. Aber wenn wir gerade bei Offenbarungen sind: Ihren Modestil fand ich immer schon eher geschmacklos.

„Denn das Fehlen der Langfristkonzepte ist ein Reflex der fehlenden Infrastruktur und des kulturellen Defizits“, schreiben Sie weiter in Ihrem Pamphlet. Wenn es doch nur die kulturellen Defizite wären! Diesem Land fehlt doch viel mehr - Intellekt und Visionen zum Beispiel. Da fällt mir noch etwas ein...Auf dem Weg Richtung Ulrichsberg bin ich übrigens auch bei einem Ihrer Freunde vorbeigekommen. Beim Gasthof des kleinen Harald. Sie wissen schon - das unlängst drei Jahrzehnte alt gewordene Mitglied der Kärntner Landesregierung, das in seinem jungen Leben nicht viel mehr als die elterliche Land- und Gastwirtschaft, die Räumlichkeiten der Klagenfurt "Almer Mata vom Senner Hari" und der mittlerweile verstaatlichten Systembank, sowie das Büro und vermutlich diverse Körperöffnungen (es gilt die Unschuldsvermutung) seines großen Lehrmeisters gesehen hat. Klingt fast nach der Antithese eines mit Weitblick und kosmopolitischer, grenzenloser Neugier ausgestatten Adoleszenten...Entschuldigen Sie bitte den kleinen Exkurs, Herr Doktor!

Ich möchte Sie abschließend noch einmal um Verzeihung für meinen Gesetzesbruch, das völlig unnötige und willkürliche Eindringen in Ihr privates Territorium, bitten. Ob es nie mehr vorkommen wird, kann ich jedoch nicht versprechen. Es ist niemand zu Schaden gekommen – bei meinen vorsätzlichen Handlungen werden Haushaltsbudget und Steuerzahler auch nicht ex post in Millionenhöhe belastet. Ich hoffe daher auf Ihr geschätztes Verständnis!

Hochachtungsvoll,
Helmut Eisbär

PS1: Falls die werten Leser auch an Dr. Berlin schreiben möchten. Hier wird Ihnen geholfen… tberlin@berlin-co.com.

PS2: Zu dem verlinkten Handelsblatt-Artikel möchte der Eisbär noch anmerken, dass der Herr aus Berlin (bzw. aus Hannover) nicht nur Hochlandrinder, sondern auch Brillenschafe züchtet. Dieses Wissen stammt aus gut informierten Kreisen...

PS3: Für diesen Eintrag gilt selbstverständlich die Unschuldsvermtung!

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