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Qualität a. D. oder der Tod durch sterben…

In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser treuer Freund und langjähriger Begleiter, der geschätzte „Qualitätsjournalismus“ vor wenigen Tagen einer schweren chronischen Krankheit erlegen und von uns gegangen ist. Sein Platz in Österreich wird leer bleiben, ein potenzieller Nachfolger ist nicht in Sicht. Unser besonderes Mitgefühl gilt in dieser schweren Stunde den hinterbliebenen Angehörigen. In stiller Trauer, der Styria Vorstand…

Qualitätsjournalistische Todesmeldungen zu verfassen mag zwar etwas verfrüht sein, viel davon bleibt in der Alpenrepublik jedoch nicht mehr übrig. Falter, Standard, Datum – jeweils mit Abstrichen, sind die bekanntesten noch verbliebenen Bastionen des Qualitätsjournalismus in Österreich. „Die Presse“, mehr oder weniger selbsternanntes Qualitätsblatt aus dem Styria Konzern, demaskiert und disqualifiziert sich mittlerweile selbst. Rettet den Sonntag, rettet die Qualität – mit einer breit angelegten Werbekampagne wurde im Frühjahr die „Presse am Sonntag“ auf den Markt gebracht. Am Sonntag, dem klassischen Tag für ausgedehnten Zeitungskonsum, sollte das neue Produkt am Medienmarkt eine Qualitätslücke füllen. Ob das gelungen ist, sei dahingestellt, der ambitionierte Beginn mit viel Platz für ausführliche Interviews und elaborierte Reportagen hat sich in den letzten Wochen doch eher zu einem Einheitsbrei a là Kurier reduziert, löbliche Ausnahmen inklusive.

Geschäftspraktiken, die jetzt über „Die Presse“ bekannt geworden sind, lassen darauf schließen, dass sich das Unternehmen ohnehin schon längst vom Qualitätsjournalismus verabschiedet hat. Die ÖIAG hat für ihren Vorstandschef Peter Michaelis kurzerhand ein ausführliches Interview in der Presse gekauft – kritischer, objektiver und vor allem unabhängiger Journalismus sieht anders aus. Als PR gekennzeichnet war diese Berichterstattung nur bedingt - „Diese Seiten erscheinen mit finanzieller Unterstützung der ÖIAG und sind in redaktioneller Unabhängigkeit gestaltet“ – so wird das dann ganz offiziell genannt.

Aus wirtschaftlicher Sicht mag diese „Einschaltung“ lukrativ sein, aus journalistischer Sicht hingegen ist sie einfach nur eine absolute Bankrotterklärung. Vielleicht eine Folge davon, dass Führungspositionen im Konzern kaum mehr von wirklichen Medienmachern besetzt sind, sondern meist von Juristen oder Betriebswirten. Bleibt die Frage, ob das auch für andere Unternehmen so einfach möglich ist, sich wohlwollende Berichterstattung mit entsprechender finanzieller Unterstützung zu sichern. Und ob das Ganze überhaupt ein Sittenbild der Medienlandschaft in Österreich ist? Der verantwortliche Chefredakteur erklärt die Sache übrigens so…http://tinyurl.com/nprtt2

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