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Pöbelismus…

…ist eine Wortneuschöpfung des Eisbären, die nur allzu gut auf aktuelle Geschehnisse in der österreichischen Innenpolitik zutrifft. Der mittlerweile omnipräsente Populismus (politische Anbiederung an die herrschende Meinung im Volk durch rhetorische Demagogie = Volksaufwiegelung, politische Verhetzung) ist im Österreich des 20. Jahrhunderts vom verstorbenen Dottore wirklich salon- bzw. bierzeltfähig gemacht worden. Ein Phänomen der Zweiten Republik ist dieser Populismus aber sicher nicht, in Deutschland gab es schon im 20. Jahrhundert sogenannte Demagogenverfolgungen.

Populisten artikulieren sich marktschreierisch, hetzen, beschimpfen und schauen vor allem auf den kleinen Mann, durch den sich Wahlen wie im Handumdrehen gewinnen lassen sollen. Intellektuelle und gebildete Schichten sind eher schwer anzusprechen, auch wenn die Demagogen selbst oft diesen Bereichen zuzuordnen sind/waren. Geschickter und strategischer Populismus ist eine Paradedisziplin der politischen Kommunikation, die von manchen Akteuren in Österreich in den letzten Jahren durchaus perfektioniert wurde.

Derzeit zeigt sich aber eine neue Entwicklung. Populismus wird immer mehr zum Pöbelismus, der nur noch den Pöbel (vgl. wikipedia: mit dem Wort „Pöbel“ wurde gewöhnlich ein Mangel an Kultur, Kultiviertheit, Stil, Feingefühl oder „Sinn für Höheres“ unterstellt) anspricht, das Fußvolk, die niedrigste Bevölkerungsschicht. Visionen und nachhaltige Maßnahmen sucht man – offenbar aufgrund der mangelnden sozialen und intellektuellen Kompetenz der Protagonisten – in der österreichischen Politik vergeblich. Volksnähe, welche die eigene Inhaltslosigkeit überdecken soll, ist angesagt. Die Menschen sollen das Gefühl bekommen, dass sie gehört werden, dass sich die Regierenden sich ihrer Probleme annehmen. Die handelnden Personen selbst pöbeln sich unterdessen vermehrt selbst an und unterbieten sich dabei in Niveaulosigkeiten, mangelndem Feindgefühl und Provokationen.

Die Folge – Politik wird immer kleinkarierter und konzeptloser, was sich dann beispielsweise an wochenlangen Diskussionen über Hundeführerscheine, Asphaltierung von Radwegen, Nutzungsrecht für Grundstückszufahrten und Standorte für FKK-Bäder offenbart. Manche mögen die Verlegung eines Bürgermeister-Sprechtages in ein Strandbad geschickt nennen, diskussionswürdig ist sie allemal. Richtig peinlich wird es aber wenn, wie zuletzt in Klagenfurt, Bürgermeister und drei weitere Mitglieder des Stadtsenats der offiziellen Eröffnung einer neuen Fußgängerbrücke (!!) über einen kleinen Fluss beiwohnen – und das dann auch noch mit großem Foto in der offiziellen Stadtpostille abgefeiert wird. Pöbelismus und falsch verstandene Volksnähe at its best…

PS: Der Pöbelismus ist offenbar doch keine Wortneuschöpfung des Eisbären (danke, google books). In den „Rheinischen Blättern für Erziehung und Unterricht“ prägte ein gewisser Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg diesen Begriff bereits in der ersten Hälfte es 19. Jahrhunderts und warnte damit vor einer Verehrung der gleichmachenden Freiheit…

Kommentare

Bananien hat gesagt…
hallo lieber eisbär... gut geschrieben, sehr wortgewandt... obwohl ich inhaltlich nicht übereinstimme, der hundeführschein (achtung, nicht hunderführERschein) gehört ganz vorne mitgereiht mit, ja welchen themen denn? :) nicht nur wäre damit dem menschen gehölfen, sich eingehender mit seinem hund auseinanderzusetzen (ich würde allerdings auch den hundeführschein überarbeiten...), nein, er spart sich auch noch die hundesteuer für's folgejahr... schon gewusst? :) (yakumo hat ihn nicht. geld spiel bei uns keine rolle...)

ANYWAY... das mit der fußgängerbrücke find ich auch lustig, zumal das ein wirklich friedliches dorf sein dürfte, klagenfurt... ich find ja, eisbär helmut an die macht... unterstützen lassen kannst dich von frosch christina (aka mar- ;-))... soeben gesehen im gesichtsbuch, als sie (der frosch) ein baby besuchte...

und wann kommt der storch zu IHNEN, liebe leser und leserinnen?

:) es war mir eine ehre und eine freude zugleich, eisbär helmut, lieber blogger...