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Tango Korrupti

Proporz, Postenschacher, Parteibuchwirtschaft, Umfärbung – Begriffe, die im Alltagsleben der Österreicher omnipräsent sind und auf der Tagesordnung stehen. Ohne Zweifel ein österreichisches Phänomen. Im restlichen deutschsprachigen Raum ist dieses Vokabular de facto eher unüblich. Warum gerade hierzulande der Nepotismus so weit verbreitet ist – die Antwort liegt vielleicht in der Historie. Jahrzehntelang wurde die Republik von zwei nahezu gleich starken Parteien bestimmt, dazu kamen Gewerkschaften und die Kammern. Die öffentlichen Positionen wurden möglicherweise aus Gründen der Fairness einfach aufgeteilt – einmal rot, einmal schwarz. Sozialistischer Chef, christlichsozialer Vize – oder vice versa...

Macht sollte natürlich von einem Kontrollorgan unter die Lupe genommen werden, Macht korrumpiert jedoch noch viel mehr. In diesen Tagen wird das wieder besonders deutlich, beziehungsweise kommt derzeit so einiges ans Tageslicht was in den letzten Jahren oft kolportiert aber selten ausgesprochen wurde. Besonders profiliert in Sachen Parteibuchwirtschaft scheint sich die ÖVP zu haben. Bis in den kleinsten Gendarmerieposten hat die politische Einflussnahme gereicht. Mittels direkten Weisungen aus dem Innenministerium, ganz einfach per e-mail. Vor den letzten Nationalratswahlen wurden Ermittlungspannen im Entführungsfall Kampusch vertuscht etc. Auch die SPÖ hat nichts anbrennen lassen und mit dubiosen Investments der dann in die Pleite geführten BAWAG ihre Parteikasse prall gefüllt. Aber auch FPÖ/BZÖ haben sich in der kurzen Phase ihrer Regierungsphase als fleißige Umfärber gezeigt, und sich tausende Jobs für ihre oft semi-intellektuellen Parteisoldaten gesichert. Die Liste der Verfehlungen und Skandale lässt sich beliebig fortführen. Die politisch Verantwortlichen in diesem Land haben ganz offensichtlich ein Problem im Umgang mit der Autorität die ihre Positionen mit sich bringt. Was an all den Vermutungen und Behauptungen wirklich dran ist, wird auch der aktuelle Untersuchungsausschuss im Parlament nicht klären. Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein - die neue schwarz-grüne Koalition in Graz hat eine Neubesetzung des Vorstandes der Grazer Stadtwerke angekündigt. Und auch die ist politisch motiviert…

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